Grüne Liste Hirschau trifft Oberbürgermeister Boris Palmer

16 Okt von Gunter Neubauer

Grüne Liste Hirschau trifft Oberbürgermeister Boris Palmer

Zwei Ortschaftsräte der Grünen Liste Hirschau – Markus Beschorner und Barbara Göger – sowie drei Mitglieder aus der Unterstützergruppe (Gernot Epple, Gunter Neubauer, Wolfgang Orians) trafen sich zu einem Austausch mit unserem Oberbürgermeister Boris Palmer. Mit dabei waren auch noch Vertreterinnen der AL/Grüne-­Fraktion des Gemeinderats sowie des Stadtverbands der Tübinger Grünen. In konstruktiver und entspannter Atmosphäre konnten wir einige Themen ansprechen und offene Fragen diskutieren, die uns aktuell besonders wichtig sind.

• Welche Vorstellungen hat OB Palmer für die künftige Ortsentwicklung in Hirschau?

Auf die Frage, was dem OB im Hinblick auf Hirschau besonders wichtig sei, kam die spontane Antwort, dass ihm sehr daran gelegen wäre, atmosphärisch etwas zu verbessern zwischen Gesamtstadt, Stadtverwaltung und Teilort. Weniger Gegeneinander und mehr Aufeinander-zu- und Miteinander-(um-)gehen würde viel Gewinn für beide Seiten bedeuten.

Aus Sicht von OB Palmer steht Hirschau nicht besser oder schlechter da als andere Teilorte oder Stadtbezirke, die in den letzten Jahre allesamt ein vergleichbares Maß an Investitionen (z.B. Kitabereich, Infrastruktur) erhalten hätten.

Die Optionsfläche für Einzelhandel am östlichen Ortsrand soll aus Sicht von OB Palmer nicht angetastet oder umgewidmet werden, sondern besser frei bleiben – auch um das Landschaftsbild nicht zu beeinträchtigen. Für Gewerbe gibt es noch Flächen am Rittweg, für Wohnbebauung hat die Schließung von Lücken innerorts und im Süden (Burgäcker, Grabenäcker) Vorrang. Wie schon der Städtebauliche Rahmenplan Hirschau von 2005 formuliert, hat die innerörtliche Grundversorgung Vorrang: „Die Ansiedlung eines Marktes wird nur dann verfolgt, wenn das innerörtliche Versorgungsangebot nicht mehr gegeben sein sollte.“ Außerdem hat sich die Situation durch den geplanten Markt in Wurmlingen nochmals verändert.

• Wie geht es weiter mit der Hirschauer Ortsdurchfahrt nach Eröffnung der B 28 neu?

Die Entlastung, die sich Hirschau von der B 28 neu verspricht, belastet umgekehrt die Tübinger Teilorte Weilheim, Kilchberg und Bühl mit Straßen und Verkehrsbauten sehr stark. Vor diesem Hintergrund gibt es eine – übrigens auch vertragliche – Verpflichtung, dort für einen angemessenen Ausgleich zu sorgen. Dies hat für die Stadt Tübingen erst mal Vorrang.

Für die Umgestaltung der Hirschauer Ortsdurchfahrt gibt der Städtebauliche Rahmenplan Hirschau von 2005 eine Orientierung. Er mahnt die Verbesserung der Lebens-­, Nutzungs-­ und Aufenthaltsqualität im Ortskern an und macht Vorschläge, wie über eine verkehrliche Beruhigung ein Freiraum für die Anwohner entstehen kann. Eine zentrale Aussage dazu lautet: „Es muss einsichtig sein, dass über diesen gestalteten inneren Freiraum kein Durchgangsverkehr rollen kann.“

In diesem Sinn ist ein wichtiges Ziel, Tempo 30 in Hirschau dauerhaft zu sichern und nach Möglichkeit ein Durchfahrtsverbot für LKW einzuführen.

Im Gespräch wurde deutlich, dass es für die Umgestaltung im Sinn des Rahmenplans eine überschaubare Zeitperspektive und die Suche nach Finanzierungswegen braucht. Nachdem auch für Hirschau in absehbarer Zeit ein Umbau zu barrierefreien Bushaltestellen geplant ist, stellt sich auch die Frage, inwiefern in diesem Zusammenhang schon relativ rasch erste provisorische Lösungen umgesetzt werden können.

• Wie kann die Situation für diejenigen verbessert werden, die mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs sind?

Bekanntermaßen wird die innerörtliche Situation in Hirschau durch die stark befahrene Durchgangsstraße bestimmt. Durch den Neubau der B28 soll sich dies in den kommenden Jahren verändern, auch zu Gunsten des Rad-­ und Fußverkehrs. Mit der Aktion „Parking Day“ hat unsere Liste schon vor der Kommunalwahl auf dieses Thema hingewiesen und angeregt, über die Zukunft des Verkehrs in und durch Hirschau kreativ nachzudenken und ein neues Nutzungskonzept für die Zukunft von Straße und Gehweg zu erarbeiten.

Die Grüne Liste spricht sich generell für Radfahrstreifen beidseits der Kingersheimer und Wurmlinger Straße aus, der Gehweg soll den Fußgängern gehören. Außerdem wäre ein durchgängiger Gehweg entlang der Kingersheimer Straße ortsauswärts Richtung Tübingen wünschenswert. Diskutiert wurden noch einige weitere Ideen, wie die Radwegsituation Hirschau – Tübingen insgesamt verbessert werden könnte.

• Welche Auswirkungen hat der 10-­Punkte-­Klima-­Plan von OB Palmer auf Hirschau?

Ziel von OB Palmer ist es, dass Tübingen ab 2030 keine energiebedingten CO2-­Emissionen mehr verursacht, wozu er 10 Punkte für ein klimaneutrales Tübingen 2030 vorgeschlagen hat. Dabei geht es um den Ausbau der Holzbauweise, die Förderung von Photovoltaikanlagen, das Projekt Regionalstadtbahn, eine Klimaschutzabgabe auf Parkraum, kostenfreien Nahverkehr, mehr autofreie Innenstadtfläche, 100 % erneuerbare Energien bei den Stadtwerken, Vorrang der Innenentwicklung, ein 1.000-­Bäume-­Programm und einen sozial orientierten Klimaschutzzuschuss.

All diese Punkte werden auch in der Gruppe der OR der Grünen Liste und der Unterstützergruppe engagiert diskutiert, um die Meinungsbildung für die einzelnen Personen zu unterstützen und gegebenenfalls auch gemeinsame Zielrichtungen zu definieren.

• Wie sieht es aus mit der Umsetzung des Baugebots für unbebaute Grundstücke, die schon Bestandteil eines Bebauungsplans sind?

OB Palmer verwies auf die relativ hohe Anzahl solcher Grundstücke in Hirschau. Von den angeschriebenen Eigentümern haben sich die meisten inzwischen zurückgemeldet – teils sehr verständnisvoll, teils eher ablehnend. OB Palmer sagte nochmals eine umsichtige Einzelfallprüfung und ein insgesamt moderates Vorgehen zu.

In diesem Zusammenhang wurde diskutiert, dass es auch in Hirschau Bedarf für neue Modelle wie Baugemeinschaften oder -­genossenschaften gibt.

• Welche Auswirkungen und möglichen Vorteile ergeben sich aus dem Projekt Regionalstadtbahn für Hirschau?

Im Zusammenhang mit dem Projekt Regionalstadtbahn bleibt die Linienführung zwischen Hirschau und Kliniken Tal gleich, allerdings durchgängig im 15-­min-­Takt.

Im weiteren Verlauf ergibt sich eine neue Linienführung ab Kliniken Tal über die Weststadt, das bedeutet eine neue Direktverbindung Hirschau – Weststadt. Bis zu den Klinken Berg ist die Fahrzeit dann zwar (etwas) länger, aber bei Umstieg in die Regionalstadtbahn an der Neckarbrücke ist man fast gleich lang bzw. stadteinwärts sogar etwas schneller unterwegs als heute.

Die neue Ergänzungslinie 5 und die (alte) Linie 18 ergeben einen durchgängigen 15-­min-­Takt, das bedeutet, dass dann der Rittweg regelmäßig und vertaktet bedient wird.

Eine weitere Option wäre die Stichfahrt dieser Linien zum Haltepunkt Weilheim, damit verbunden Umstiegsmöglichkeit in die Züge Richtung Rottenburg und bessere Erreichbarkeit des Einkaufszentrums in Weilheim.

Neben Klimaschutz und Nachhaltigkeit sowie der Verbesserung des ÖPNVs und der Verkehrssituation in der Region Neckar-­Alb insgesamt gibt es also auch gewisse Vorteile für Hirschau. Benannt wurden aber auch noch andere „Baustellen“, z.B. die Übergänge der Linie 18 am Hauptbahnhof zu verbessern (Bus ist sehr oft verspätet => Zug nach Stuttgart ist weg) oder der naldo-­Tarif nach Wurmlingen und Rottenburg, der im Vergleich zu anderen Zielen unverhältnismäßig teuer ist.

• Welche Unterstützung finden die Hirschauer Aktivitäten im Projekt Quartier 2020?

Die Grüne Liste sprach das vielfältige und überdurchschnittliche bürgerschaftliche Engagement an, das im Projekt Quartier 2020 entstanden ist. Es gilt, dieses zu berücksichtigen und einzubeziehen und nach Möglichkeiten zu suchen, wie dieses über die Projektlaufzeit weitergeführt werden kann. Vordringlich ist die Entscheidung zu einem soliden Reglement samt Finanzierungskonzept für den geplanten Dorftreff und die „Kneipe“ im Ratsstüble. OB Palmer äußerte sich insgesamt anerkennend und zustimmend.

• Wie kann die Situation am Baggersee weiter verbessert werden?

Ein verbreiteter Eindruck ist, dass die Nutzung des Baggersees an sommerlichen Badetagen zugenommen hat, vielleicht auch durch Verdrängungseffekte vom K’furter See. Daraus ergeben sich zunehmend Probleme mit dem Verkehr und bei der Parksituation, mit Müll, Parties und nächtlichen Feiern. Überlegt wurde, ob man den kommunalen Ordnungsdienst beauftragen könnte, ab und zu nach dem Rechten zu sehen, ob das Parken besser gelenkt werden könnte und wie man der Vermüllung entgegenwirken kann.

Alle am Gespräch Beteiligten waren sich einig, dass es ein lohnendes Treffen war – gerade in der Anfangsphase der neuen Amtsperiode von Ortschaftsrat und Gemeinderat. Im Sinne der großen Themen wie Klimaschutz und Verkehr, aber auch um des angestrebten guten und wohlwollenden Kontakts wurde vereinbart, bei Unklarheiten, Irritationen oder Spannungen möglichst schnell in den direkten Kontakt zu gehen.

Gunter Neubauer und Barbara Göger

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert